Methoden
Die Osteopathie umfasst drei Kerngebiete:
Die parietale Osteopathie
Sie befasst sich mit den Gelenken, Muskeln, Bändern und Faszien (dem Bindegewebe) des Körpers. Sie ist die Basis der osteopathischen Behandlung.
Es werden verschiedene Behandlungstechniken verwendet, um krankhafte Veränderungen des Bewegungssystems zu finden und zu behandeln:
1. Mobilisationen: mit rhythmischen Bewegungen werden fehlstehende Gelenke behandelt, um ihre normale Beweglichkeit wieder herzustellen. Dabei wird auch das umliegende Gewebe mit behandelt, Muskeln entspannt, Durchblutung gefördert.
2. Myotensive Techniken (Muskel-Energie-Techniken): Bei diesen Techniken werden Fehlfunktionen an der Wirbelsäule aber auch an anderen Gelenken unter Zuhilfenahme der Muskelkraft des Patienten behoben. Der Patient arbeitet durch aktives Anspannen und Entspannen bestimmter Muskeln oder durch gezielte Atmung aktiv mit.
3. Myofasziale Techniken: Alle Muskeln sind umhüllt von „Bindegewebe“, den Faszien. Die Faszien selbst sind am ganzen Körper miteinander verbunden. Durch weichen Druck und Zug werden Reize an die Faszien gegeben, wodurch Reaktionen zur Normalisierung der Gewebespannung in Gang gesetzt werden. Dadurch wird die Durchblutung der Gewebe und die Beweglichkeit gegeneinander verbessert.
4. Counterstrain-Technik (Korrektur nach D. O. Jones): Hierbei werden bestimmte druckschmerzhafte Muskel- und Sehnenpunkte behandelt. Mit speziellen Lagerungstechniken werden diese Punkte vollständig entspannt. Durch nervale Reflexe können damit indirekt Gelenkfehlfunktionen der Wirbelsäule und Rippen behandelt werden.
5. Manipulationen: Manchmal ist es nötig, bestimmte Blockierungen von Gelenken mit einem schnellen Stoß (Thrust) zu lösen. Nach exakter Einstellung wird diese Technik mit wenig Kraft, kleiner Amplitude und Schnelligkeit ausgeführt. Meist kommt es zu einem knackenden Geräusch. Schmerzen treten nicht auf.
6. Listening/Spontaneous Release/Winding-Unwinding: Diese Techniken werden hauptsächlich bei faszialen Verspannungen angewandt. Die Verspannungen (Retraktionen) werden mit den Händen gefühlt und in die Spannungsrichtung gebracht. In dieser Position entspannt das Gewebe (Release), anschließend setzt eine Bewegungsverbesserung ein. Diese Techniken sind besonders sanft.
7. Body Adjustment: Hierbei handelt es sich um eine allgemeine osteopathische Behandlung, die nach einer bestimmten therapeutischen Strategie mit rhythmischen Bewegungen fast alle Gelenke des Körpers mobilisiert.
Die viszerale Osteopathie
Dieser Bereich ist für die Behandlung der inneren Organe (Viszera), Blutgefäße und einen Teil des Nervensystems zuständig.
Die inneren Organe sind durch Faszien und Bänder untereinander und mit den sie umgebenden Muskeln und Knochen in Bauch und Brusthöhle verbunden. Durch Verspannungen und Verklebungen (etwa durch Entzündungen, Operationen usw.) wird die Beweglichkeit der Organe beeinflusst. Auch der Zu- und Abfluss des Blutes wird gestört – und damit auch die Organfunktion. Durch eine chronische Fehlfunktion der Organe (z.B. schlechte Verdauung, gestaute Leber, Blasenentzündungen, chronische Bronchitis) kommt es durch die genannten bindegewebigen Verbindungen aber auch zu Veränderung der Muskelspannung und Gelenkbeweglichkeit im Bewegungssystem.
So haben chronische Rückenschmerzen ihre Ursache häufig im Bereich des Darmes oder auch des Unterbauches mit Harnblase, Gebärmutter oder Prostata.
Es gibt sehr viele Verbindungen von inneren Organen über Nerven und Faszien zu bestimmten Bereichen der Wirbelsäule, bestimmten Muskeln und Gelenken. Dabei müssen die Organe nicht strukturell erkrankt sein, um Beschwerden – häufig an ganz anderen Stellen des Körpers – auszulösen. Diese „Ursache-Folge-Ketten“ aufzuspüren und zu behandeln ist ein Grundanliegen der Osteopathie.
In der viszeralen Osteopathie werden die Verspannungen der Faszien ertastet und direkt und sanft behandelt. Die Mobilität der Organe zueinander und zu den sie umhüllenden und stützenden Geweben wird verbessert. Verklebungen werden gelöst, gestaute Organe drainiert. Auch hier arbeitet, der Patient häufig durch gezielte Atemtechnik mit.
Als Folge der embryonalen Entwicklung vollführt jedes Organ eine sehr feine Eigenbewegung. Diese Motilität ist Ausdruck der Vitalität eines Organs und kann vom Behandler ertastet werden. Durch sanfte Förderung dieser Bewegung können die Selbstheilungskräfte der Organs mobilisiert werden.
Die craniosacrale Osteopathie
(lat.: cranium = Schädel, sacrum = Kreuzbein)
Dieser Teil der Osteopathie widmet sich Schädel, Hirn, Rückenmark mit den sie umgebenden Häuten, der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) und dem Kreuzbein. Das System hat anatomisch, neurologisch und physiologisch Verbindung zu allen Organen, Muskeln, Gefäßen, Nerven und zum Hormonsystem des Körpers.
Der Liquor befindet sich in einem rhythmischen Fluss, der unabhängig von Atmung und Herzschlag existiert und 7 - 14 Zyklen pro Minute beträgt. Dieser Rhythmus kann besonders gut am Schädel ertastet werden. Funktionsstörungen des Körpers führen zu Veränderungen dieses Rhythmus.
Zur Behandlung wird mit sehr sanften, aber sehr spezifischen Mobilisationen die Bewegungsfähigkeit der eingeschränkten Strukturen wieder hergestellt.
Durch craniosacrale Therapie lässt sich oftmals eine positive Beeinflussung von Erkrankungen und Beschwerden des Nervensystems feststellen. Craniosacrale Therapie bewirkt eine allgemeine Stärkung der Vitalfunktionen und einen Ausgleich von Spannungszuständen.
Im Gesamtkonzept einer osteopathischen Behandlung werden alle drei Gebiete miteinander kombiniert. Je nach Beschwerdebild und auch körperlicher und psychischer Konstitution des Patienten können parietale oder viszerale oder auch craniosacrale Techniken überwiegen.
Bei bestimmten Funktionsstörungen kann auch eine alleinige craniosacrale Therapie sehr hilfreich sein, z. B. bei Kopfschmerzen, Tinnitus, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Angstzuständen, Stress, klimakterischen Beschwerden, chronischen Schmerzen.